Vorsicht Spoiler!
Im Exposé ist die gesamte Handlung mit allen zunächst verborgenen Wendungen und Zusammenhängen enthalten. Dieses Format dient in erster Linie Verlagen bei der Auswahl von Texten. Wer sich also überraschen lassen möchte, sollte lieber direkt zur Leseprobe gehen.
EXPOSÉ
Ort und Zeit
Die Geschichte spielt in Dresden zwischen September 1916 und Januar 1917, also im dritten Winter des Ersten Weltkriegs, dem Kohlrübenwinter. Es herrscht eine strenge Lebensmittelrationierung. Wer das Geld hat, bemüht den Schleichhandel, wer nicht, muss mit Kohlrüben und wenig nahrhaften Ersatzprodukten auskommen. An der Heimatfront ist der Krieg längst verloren; es sind die letzten Jahre des Kaiserreichs und der Adel verliert seine Macht.
Sofia
Sofia Brinkhoff ist verheiratet mit Hermann Brinkhoff. Ihr Vater ist ein Graf, entstammt also dem Adel. Sie ist gebildet wie wenige Frauen ihrer Zeit. Dem Leser zunächst unbekannt steckt sie außerdem hinter dem Pseudonym Alexander Templin.
Hermann
Hermann Brinkhoff besitzt als Partner von Richard Wesenstein eine Munitionsfabrik. Damit ist er als Kriegsgewinnler bekannt. Im Gegensatz zu seiner Frau gehört er nicht dem Adel an. Sein Beruf als Großindustrieller liegt im Knüpfen und Aufrechterhalten von Beziehungen. Dem Leser wird erst später offenbart, dass Hermann homosexuell ist.
Max
Max Achtelstetter ist ein Deserteur, der mit falschen Papieren ein Leben in seiner alten Heimatstadt führt. Er vertritt sozialistische Ansichten. Er kommt aus gutsituiertem Hause und hat ein abgeschlossenes Kunststudium, lebt jetzt aber in Armut.
Der dritte Winter
I
Bei einer Feier im Haus von Sofias Vater wird ein Ziegelstein durch die Fensterscheibe geworfen. Eine Diskussion über die möglichen Täter und Hintergründe entflammt.
II
Als das Ehepaar Brinkhoff nach Hause kommen, finden sie dort Max Achtelstetter vor, ein alter Freund von Sofia, der von der Front zurückgekehrt ist. Max macht seine sozialistischen Ansichten klar. Sofia nimmt ihn nur für eine Nacht bei sich auf.
III
Hermann wird beim Pferderennen von einem Mann ersucht, dessen Sohn aus dem Krieg zurück zu holen. Beim Wechsel des Bestechungsgeldes wird Hermann von seinem Geschäftspartner Richard beobachtet.
IV
Max wird beim Versuch Lebensmittel zu ergattern bezichtigt, sich vor dem Kriegsdienst zu drücken. Dabei trifft er seinen alten Freund Fritz, der ihn in die alte Stammkneipe einlädt.
V
Hermann wird auf einer Buchvorstellung des sozialistischen Schriftstellers Alexander Templin von einem einarmigen Journalisten beschuldigt, der Geldgeber hinter Templin zu sein, dessen Identität niemand kennt.
VI
Max verliert wegen einer Streitigkeit seine Arbeit. Er trifft mit seinen Freunden zusammen, darunter Fritz und Veit, und sie diskutieren über Alexander Templins Einfluss auf die Gesellschaft.
VII
Beim Abendessen mit dem Generalmajor gestaltet Sofia das Tischgespräch, sodass Hermann und der Generalmajor Zeit haben, die Reklamation eines bestimmten Arbeiters zu besprechen.
VIII
Da Max inzwischen Hunger leidet, sucht er Hilfe in Sofias Haushalt. Deren Hausdame Marie versorgt ihn mit Essen.
IX
Hermann trifft mit Erich zusammen, mit dem er eine heimliche Beziehung hat.
X
Max betrinkt sich mit der Hausdame der Brinkhoffs. Sie werden von Sofia erwischt.
XI
Hermann und Richard verkünden auf einer Pressekonferenz die Produktion eines neuen Gewehrs. Hermann erklärt unter Druck des einarmigen Reportes, dass er nach dem Krieg zur Friedenswirtschaft zurückkehren möchte.
XII
Max trifft sich in Begleitung von Sofia mit seinen Freunden Fritz und Veit. Er ist überrascht, wie gut sie sich in einer politischen Diskussion behaupten kann. Es kommt zum Streit über Sofias Heiratsmotive. Max offenbart, dass Sofias Vater für seine Einziehung verantwortlich ist.
XIII
Auf der Weihnachtsfeier von Sofias Familie wird Hermann von Richard erpresst. Der will die Fabrik für sich, ansonsten übergibt er seine Informationen über Hermanns Korruption der Presse. Hermann will sich an seine Frau wenden, die die Feier aber schon verlassen hat.
XIV
Max bekommt Besuch von Sofia. Sie weiß inzwischen, dass Max‘ Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Gemeinsam nehmen sie Kokain und verüben einen Anschlag auf die Stromversorgung des Stadthauses des Grafen. Dann gehen sie miteinander ins Bett.
XV
Hermann holt Sofia bei Max ab. Er erzählt Sofia von den Problemen mit Richard und dem einarmigen Reporter.
XVI
Ein Unbekannter lauert einem Adeligen in der Nacht auf und ersticht ihn.
XVII
In der Runde um Max wird der Mord ausgiebig diskutiert. Max ist zunächst gegen Gewaltanwendung zur Erreichung politischer Ziele, lässt sich aber von Fritz von der Notwendigkeit überzeugen.
XVIII
Hermann und Sofia schaffen es mit Hilfe der Kontakte ihres Vaters Richard für Hermanns Verbrechen einsperren zu lassen. Beide plagt danach ein schlechtes Gewissen.
XIX
Max konfrontiert Sofia vor ihrem Haus. Dabei findet er heraus das Sofia sich hinter dem Pseudonym Alexander Templin verbirgt.
XX
Ein zweiter Unbekannter zündet nachts eine Munitionskiste an. Mehrere Fabrikgebäude gehen in Flammen auf und explodieren.
XXI
Nachdem Hermann bei Erich übernachtet hat, wird er auf dem Campus von sozialistischen Studenten angegriffen. Erich eilt ihm in der Öffentlichkeit zur Hilfe. Auf dem Nachhauseweg sieht Hermann den Rauch über dem Fabrikgelände.
XXII
Max und Fritz sind auf einer Demonstration. Fritz ist bewaffnet und trägt wesentlich zur Eskalation der Demonstration bei.
XXIII
Hermann erfährt, dass ein frisch reklamierter Arbeiter bei dem Brand ums Leben kam. Dessen Vater bedroht Hermann. Seine Kontakte in der Oberschicht zerbrechen.
XXIV
Max lässt sich in einer weiteren Diskussion in der Kneipe vollends von der Aufbruchstimmung anstecken, wohingegen Sofia entsetzt ist über seine Radikalisierung. Sie begreift, dass Max‘ Freund Veit der einarmige Journalist ist.
XXV
Hermann wird von Veit inmitten der Trümmer seiner Fabrik aufgesucht. Er konfrontiert ihn mit einem Artikel, den er am nächsten Tag veröffentlichen möchte. Dort soll Hermanns Verbindung zu Alexander Templin und anderen Künstlern aufgedeckt werden. Hermann willigt in die Veröffentlichung ein. Ein dritter Unbekannter nähert sich Hermann unbemerkt und schießt ihm in die Brust.
XXVI
Sofia und Erich spenden sich Trost an Hermanns Grab. Erich wird wegen des Verdachts auf Homosexualität verhaftet. Max begleitet Sofia nach Hause. Die Entfremdung zwischen ihnen wird offensichtlich. Sofia fragt Max, ob er weiß, wer Hermann getötet hat. Er weicht der Frage aus. Sie sagt ihm Lebwohl und geht ins Haus. Ein Ziegelstein fliegt durch ihr Fenster.
Umfang: ca. 87.000 Wörter
Genre: Gesellschaftsroman